YouTuber Finanzfluss klagt gegen Meta wegen Fake-Werbung

Thomas Kehl, Kopf des YouTube-Kanals „Finanzfluss“, hat gegen Meta Klage eingereicht. Seit über einem Jahr nutzen Betrüger sein Bild und seinen Namen auf Facebook und Instagram für betrügerische Finanzwerbung. Da Meta trotz Meldungen kaum reagiert, sieht Kehl den Gang vor Gericht als letzte Option. Der Fall beleuchtet die wachsende Herausforderung von Fake-Werbung. ### Ablauf der Betrugsmasche Kriminelle schalten Anzeigen mit Kehls Gesicht und dem Finanzfluss-Logo, die hohe Gewinne durch spekulative „Penny Stocks“ versprechen. Klickende Nutzer landen in WhatsApp-Gruppen, wo Vertrauen durch vermeintlich seriöse Analysen aufgebaut wird. Nach kleinen Anfangserfolgen folgt ein „Pump and Dump“-Schema: Der Aktienkurs wird künstlich hochgetrieben, die Betrüger verkaufen, und Anleger verlieren alles. ### Frustrierende Gegenmaßnahmen Kehls Team meldete über 1.000 Fake-Anzeigen, identifizierte 300 Accounts und investierte 21.000 Euro sowie 460 Stunden. Metas Reaktion bleibt unzureichend: Fake-Profile bleiben oft über zehn Tage online, während der offizielle Finanzfluss-Account gesperrt wurde. Meldungen werden häufig als „nicht gegen Gemeinschaftsstandards“ abgelehnt. ### Rechtliche Auseinandersetzung Die Klage stellt Meta als „Störer“ haftbar, da es die Infrastruktur für den Betrug bereitstellt und durch Werbeeinnahmen profitiert. Rechtsanwalt Christian Solmecke fordert, dass Meta nicht nur gemeldete, sondern auch „kerngleiche“ oder „sinngleiche“ Inhalte proaktiv entfernt. Dies könnte die Prüfpflichten der Plattform erweitern. ### Präzedenzfall mit weitreichender Wirkung Ähnliche Verfahren, etwa von Hendrik Streeck und Eckart von Hirschhausen, zeigen Erfolg. Das Oberlandesgericht Frankfurt entschied, dass Meta nach Hinweisen auch ähnliche Inhalte sperren muss. Der EuGH prüft aktuell im Fall Renate Künast die Reichweite dieser Pflichten, was europaweit wegweisend sein könnte. Kehls Klage ist ein mutiger Schritt gegen Online-Betrug und Identitätsmissbrauch. Der Ausgang könnte die Verantwortung von Plattformen neu definieren und Druck für effektivere Schutzmaßnahmen schaffen.